Wenn Sänger gestandene Rocker besuchen
Der Seniorenausflug des Männerchors führte diesmal in die Ostschweiz, genauer nach Niederbüren ins erste Rock- und Pop-Museum dieser Art. Dort können die Besucherinnen und Besucher rund 80 Jahre Musikgeschichte in Wort, Bild und Ton hautnah erleben. Der Männerchor Rieden ist ja ein aktiver Verein. So organisieren auch die Senioren unter den Sängern diverse eigenständige Anlässe Im Jahr. So stand am 24. August der Besuch des Rock- und Pop-Museums Niederbüren auf dem Programm. Der Organisator Jürg Bahnmüller stellte ein tolles Tagesprogramm zusammen. Mit vier voll besetzten Personenwagen ging es Richtung St.Gallen, vorbei an grünen Wiesen und Maisfeldern, nach Niederbüren zum ersten Rock- und Pop-Museum der Schweiz. Nachdem wir im Museum angekommen waren, erwartete uns schon unser Ehrendirigent Walter Senn, gemütlich sitzend auf einer Bank.
Eine «echte» Perle
Das Museum deckt rund 80 Jahre der Geschichte der populären Musik ab. Es wurde von Roland «Tschiibii» Grossenbacher und seiner Frau Uschi gegründet. Tschiibii beeindruckt durch seinen Enthusiasmus; sein Fachwissen und auch seinen Humor. Ein kleiner Laptop, mit dem er unzählige Videoclips abrufen kann, ist sein ständiger Begleiter. Die Geschichte beginnt in den 1920er-Jahren mit W.C. Handy (1873-1958), dem Vater des Blues. Von ihm stammt unter anderem der St. Louis Blues. Als nächsten Clip sahen die Sänger den Allrounder Cab Calloway (1907-1994). Er war Sänger, Songwriter, Tänzer, Bandleader, Dirigent und auch Schauspieler. Schon bald war dann die Ära des Rock and Roll an der Reihe. Interessanterweise gab es in dieser Musikebene praktisch nur männliche Interpreten, doch hatten diese aber auch einige weibliche Einflüsse. Die Gospel-, Jazz- und Blues-Sängerin Rosetta Tharpe (1915-1973) beeinflusste mit ihrem Gitarrenspiel unter anderem Chuck Berry, Carl Perkins oder Johnny Cash.
Elvis Presley war natürlich der überragende Mann im Rock'n'Roll, er hatte eine grossartige Stimme und eine hervorragende Bühnenshow. Aber leider schrieb er keinen einzigen seiner Songs selber.
Auch die folgenden Interpreten prägten die Geschichte des Rock'n'Roll: Little Richard, Fats Domino, Jerry Lee Lewis. Doch über all denen stand der Vater des Rock'n'Roll: Chuck Berry. Noch heute gibt es kaum eine Rockband, die nicht irgendeinen Song von Chuck im Repertoire hat:
Tragisches Ende
Aber leider fand der Rock'n'Roll am 3. Februar1959 ein jähes Ende, als das kleine Privatflugzeug mit Buddy Holly, Ritchie Valens und Bi Bopper an Bord abstürzte und keiner der Insassen überlebte. Dazu starb ein Jahr später auch Eddie Cochran bei einem Autounfall in England, Elvis Presley wurde in die Armee eingezogen, und Chuck Berry musste wegen Missbrauchs einer Minderjährigen ins Gefängnis. Über dieses traurige Ereignis schrieb Don McLean 1971 den Song «American Pie» mit der berühmten Zeile «the day the music died» (der Tag, an dem die Musik starb). Das Lied wurde ein Welthit, brachte aber den Rock'n'Roll nicht mehr zurück.
Nun noch zur Musikszene in England, wo nach dem Krieg vor allem Jazz-Interpreten wie Acker Bilk, Kenny Ball oder Chris Barber Erfolg hatten. Aus dem Jazz entstand Ende der 50er-Jahre ein neuer Musikstil: der Skiffle. Das war eine vereinfachte Form des Rock'n'Roll und war für jedermann leicht erlernbar. Es brauchte nur eine akustische Gitarre, auf der man nur zwei oder drei Akkorde beherrschen musste, ein Banjo, einen Teekistenbass und ein Waschbrett.
Beatles, Rolling Stones & Co.
Auch die Beatles begannen ihre Karriere mit Skiffle-Musik, sie nannten sich damals noch The Quarrymen. Aus der Skiffle-Musik entstand dann Anfang der 60er-Jahre, von Liverpool ausgehend, der Merseybeat mit Gruppen wie den Beatles, Gerry and the Pacemakers, Swinging Blue Jeans usw. Amerikanische Gruppen wie die Beach Boys oder die Four Seasons beelnflussten auch englische Gruppen wie die Hollies oder die Tremeloes, Nun noch zwei Highlights aus dem Museum: Den vier englischen Topgruppen wird ein spezieller Tribut gezollt. Die Big Four: Beatles, Rolling Stones, The Who und The Kinks haben ihren Ehrenplatz. Dann ist Tschiibii natürlich stolz auf seine 45 goldenen Schallplatten der Beatles, die sie in Amerika gewonnen haben. Dafür hat er finanziell viel investieren müssen. Nach rund zweieinhalb Stunden wussten die Walliseller Sänger einiges sehr Wissenswertes und höchst Interessantes mehr über die populäre Rock- und Pop-Musik. Alle Sänger waren tief beeindruckt. Nach der persönlichen Verabschiedung vom Rock-König Tschiibii Grossenbacher ging es weiter zum Restaurant Alte Herberge, wo im Garten zwei schön gedeckte Tische für 16 Personen bereitstanden. So war das Thema Musik allgegenwärtig während des feinen Essens, begleitet von einer sehr symphytischen Bedienung.
Man war eben auf dem Land, wo Preise und Auswahl noch stimmen und sehr geschätzt werden. So erlebten die Senioren einen nicht alltäglichen Anlass, verbunden mit viel neuem Wissen der Musikgeschichte. Für den Männerchor kann man sagen: Diese Zeit prägten viele einzelne Sänger, die weltberühmt wurden. Aber Chöre dazu? Die suchte man vergebens. Peter Vontobel