Herbst Ausflug

Ohne Wasser gibt es keine Schifffahrt

Erstmals seit 2017 hat der Männerchor Rieden wieder einen Ausflug über zwei Tage durchgeführt. Die Reiseleiter Remo Manhart und Ernst Jenny organisierten für die Sängerschar einen abwechslungsreichen Abstecher in den Neuenburger Jura.

 

Ziel der Reise war der Lac des Brenets eine wunderschöne Gegend, den meisten von uns eher wenig bekannt, nordwestlich von Le Locle gelegen. 16 reise- und aben­teuerlustige Sänger besammelten sich am 3. September um 8 Uhr beim Bahnhof Wallisellen. Die Hinreise mit der Bahn führte über Biel und La Chaux-de-Fonds nach Le Locle, wo sich die Sänger zuerst einmal mit Kaffee, Panini oder auch ei­nem Bierchen stärkten.

Drei Teilnehmer, welche lieber aufs Wandern verzichten wollten, besuchten die unterirdischen Mühlen, die «moulins souterrains», welche sich etwas westlich von Le Locle befinden. Vom Wasser am äussersten Ende des Tales eingegraben, zeugt die Höhle des Col des Rochers von der menschlichen Tatkraft des 17. Jahr­hunderts. Erfinderische Menschen nutz­ten das Felsenbett und zähmten den na­türlichen Wasserfall, um hydraulische Energie zu gewinnen. Im Laufe der Zeit bauten sie in der Höhle ein ganzes System von Wasserrädern, Mühlen, Drehmaschi­nen und Sägen. Diese Höhle mit den Müh­len ist heute ein Museum.

An die französische Grenze

Das Gros der Truppe machte sich ab Le Locle auf in Richtung Lac des Brenets. Nachdem der steile Aufstieg in Le Locle überwunden war und sich eine wunderbare grüne Landschaft auftat, machten die Wanderer das erste Mal Pause auf einem kleinen Rastplatz. Unser Reiseleiter Remo, immer für eine Überraschung gut, packte drei Flaschen feinsten Menzi-Wein aus dem Rucksack. Zusammen mit einer würzigen Wurst aus dem Südtirol von Hansueli war schon der Apero perfekt.

 

Und weiter ging es. Den Mittagslunch aus dem Rucksack genossen die Sänger, verteilt auf einer Trockenmauer sitzend, in der Nähe von Les Fous. Kurz darauf teilte sich die Gruppe auf. Der grössere Teil mit Reiseleiter Remo wählte den be­quemeren Weg nach Les Brenets, wo sich am See auch das Hotel befand. Die restli­chen mutigen sechs Sänger mit Reiselei­ter Ernst wählten den anspruchsvollen, etwas beschwerlichen und nicht ganz un­gefährlichen Weg hinunter zum Saut du Doubs.

Spuren des trockenen Sommers

Der Lac des Brenets ist ein natürlicher Stausee des Flusses Doubs, der durch ei­nen Bergsturz entstanden ist. Er bildet die Grenze zu Frankreich und reicht vom französischen Villers-le-Lac bis zum Saut du Doubs (Wasserfall). Er ist rund vier Kilometer lang, 150 bis 200 Meter breit und weist viele Windungen auf. Das Ufer des stehenden Gewässers ist im oberen Teil flach und verwandelt sich in eine Schlucht mit zum Teil senkrechten, in den See abfallenden, 20 bis 80 Meter ho­hen Kalkfelsen von ganz besonderem Reiz, eine Augenweide für jeden Besucher und Fotografen.

Ursprünglich hatte unser Reiseleiter Remo eine Schifffahrt auf eben diesem See eingeplant. Doch die attraktive Schiff­fahrt zum Saut du Doubs und zurück musste leider wegen des tiefen Wasser­standes bereits am 19. Juli eingestellt werden. Durch das poröse Kalkgestein ver­liert der See pro Tag 18 Zentimeter an Was­serhöhe, was sich bei Trockenheit wie in diesem Jahr katastrophal auswirkt.

Zurzeit ist der Wasserspiegel rund sie­ben Meter unter dem Normalstand, was im Uferbereich Sumpfpflanzen wuchern lässt. Die Boote sind daher statt vom Was­ser von sattem Grün umgeben und liegen auf sandigem Grund. Das Hotel mussten die Sänger daher vom Saut du Doubs nicht mit dem Schiff, sondern mit dem Bus erreichen. Im Hotel Les Rives du Doubs genoss die Runde Apero, Nachtes­sen und gemütliches Beisammensein bis zur fortgeschrittenen Stunde. Auch ei­nige Lieder gehörten natürlich dazu.

Fitness in Neuenburg

Nach ausgiebigem Frühstück und Sand­wich-Fassen für den Mittagslunch ging es hinauf zum Bahnhof von Les Brenets - die fitteren Sänger zu Fuss, die restlichen mit dem Bus. Ein kleines, fast nostalgisches Bähnchen brachte die Schar nach Le Locle zurück zur Weiterfahrt nach La Chaux-de­Fonds und Neuchâtel. Nach kurzer Bus­fahrt folgte dort der beschwerliche Aufstieg mit vielen Treppenstufen zur Schloss- und Stiftskirche. Es schien, als wollte unser Reiseleiter die Fitness der Sänger nochmals eingehend testen. Eine Besichtigung der wunderschönen rie­sigen Kirche und auch die Möglichkeit, drinnen ein Lied zu singen, blieb uns ver­gönnt, da der Gottesdienst noch im Gange war. Zügiger ging es dann wieder nach unten zum Hafen, wo wir das Schiff nach Biel bestiegen. Eine wunderbare Schifffahrt bei bestem Wetter zuerst auf dem Neuenburger- und später auf dem Bielersee, dazwischen der lange Zihlkanal nach Biel und Wetterfahrt mit dem Intercity nach Zürich.

Auch wenn keine Schifffahrt auf dem Lac des Brenets infolge fehlenden Was­sers und kein Liedervortrag in der Schloss- und Stiftskirche in Neuchâtel ~ möglich war und auch unser Zug Rich­tung Zürich zum Schluss noch in der Ge­gend von Othmarsingen wegen eines De­fektes stehen blieb, kam die Wander­gruppe zwar mit erheblicher Verspätung, aber trotz allem gut gelaunt und mit schönen Erinnerungen in Wallisellen an. Die Teilnehmenden haben wiederum eine neue, fast unbekannte Gegend in der Schweiz kennen gelernt. ( e.)

 

Alfons Hinder und Kari Fritz