Gut gelaunt Geburtstag gefeiert

In Festlaune: Aus voller Kehle singen die rund 40 Stimmen des Männerchors Rieden nach dem Takt von Dirigentin Yvonne Morgenthaler.
In Festlaune: Aus voller Kehle singen die rund 40 Stimmen des Männerchors Rieden nach dem Takt von Dirigentin Yvonne Morgenthaler.

Der Männerchor Rieden feiert sein 150-jähriges Bestehen mit einer Gala und einem Konzertabend.

 

[Mit freundlicher Genehmigung: Anzeiger von Wallisellen, Johanna Wedl] 

 

Mit einem abwechslungsreichen Galaabend und einem bunten Konzert hat der Männerchor Rieden am vergangenen Wochenende sein 150-Jahr-Jubiläum gefeiert. Die Sänger hoffen, durch solche Anlässen auch Nachwuchs zu rekrutieren.

«Der Männerchor Rieden ist ein Musterknabe unter den Walliseller Vereinen.» Dieses grosse Lob erhielten die rund vierzig Sänger am vergangenen Wochenende an ihrem Jubiläumsanlass von Thomas Eckereder, Präsident IG Walliseller Vereine. Der Verein sei mutig, traditionell und modern, betonte Eckereder in seinem Grusswort am Samstagabend an einem Galadinner im Doktorhaussaal. Tatsächlich hätten sich «die Sängerknaben wacker geschlagen», sagte Gemeinderätin Linda Camenisch, welche die Glückwünsche der Gemeinde zum 150. Geburtstag des Vereines überbrachte. Eines habe sich in all den Jahren nicht geändert, betonte Männerchor-Präsident Albert Brändle. «Es ist noch immer so, dass rund zwei Drittel unserer Mitglieder graue Haare haben.»

 

Bedauerlicherweise stelle er aber fest, dass es je länger je schwieriger werde, Sänger zu rekrutieren. Selbst ein noch so grosses Inserat bringe keinen einzigen Mann, sagte Brändle. «Man muss die Leute praktisch vor ihrer Haustüre abholen.» In persönlichen Gesprächen versuche er, beispielsweise an Konzerten Interessierte von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Der Männerchor gehe bewusst neue Wege in der Literatur, etwa indem englische Lieder ins Repertoire aufgenommen würden. Man könne eine «zweite Karriere» bieten, führte Brände weiter aus und spielte damit auf jene Mitglieder an, die aus Altersgründen aus dem FC Wallisellen austraten und sich seither im Männerchor engagieren. Brändle wünscht sich, dass der Bestand immer um die 40 Sänger betrage, also so viele Mitglieder zählt wie aktuell.

 

Neue Vereinsfahne geweiht

Feierlicher Moment: Die neue Vereinsfahne wird enthüllt.
Feierlicher Moment: Die neue Vereinsfahne wird enthüllt.

Es sei schön zu sehen, wie viel Freude man im hohen Alter von 150 Jahren noch habe, sagte Vereinsmitglied und Jubiläums-OK-Präsident Jürg Bahnmüller. Bereits die Gründerväter hätten nach dem Motto von Ludwig van Beethoven gelebt, dass «Musik höhere Offenbarung ist als alle Weisheit und Philosophie.» Prompt wurde Bahnmüller für diese gelungene Rede belohnt. Moderator Ruedi Bruhin bezeichnete ihn nämlich als «hübschen Burschen».

 

Bruhin selbst bewies sich das ganze Wochenende als äusserst charmanter, professioneller und witziger Moderator. Ihm blieben nur wenige Pausen, in denen die Musical- und Schlagersängerin Rahel Tarelli das Publikum musikalisch unterhielt. Für den Höhepunkt des Samstagabends, die Weihe der neuen Vereinsfahne, gab Bruhin das Zepter weiter an Sänger und Vizedirigenten Remo Manhart. Dieser hatte für die Enthüllung der Fahne eigens ein Lied komponiert und dirigierte dieses auch.

 

Erstmals ist eine Frau der Chef

Drei MCR-Dirigenten auf einen Blick: (v.l.) Cornelius Bader, Yvonne Morgenthaler und Walter Senn.
Drei MCR-Dirigenten auf einen Blick: (v.l.) Cornelius Bader, Yvonne Morgenthaler und Walter Senn.

Am Sonntagabend übernahm Yvonne Morgenthaler den Stab. Sie ist die erste Dirigentin in der Vereinsgeschichte und leitet den Chor seit rund zwei Jahren (siehe Kasten). Die Männer seien dank ihr ruhiger und folgsamer geworden, war von einem Vereinsmitglied zu hören. Sie sei zwar bestimmt, trage aber immer ein Lächeln auf den Lippen. «Yvonne, wir haben dich gern», bekannte Jürg Bahnmüller denn auch öffentlich.


 

Am Konzert sangen der Frauenchor Dietlikon und der Frauenchor Ried-Gibswil mit, musikalische Unterstützung boten zudem ein Streichensemble, ein Pianist und «Eintracht»-Schlagwerker Werner Meier. Spätestens beim Beach-Boys-Hit «Barbar’Ann» hatten die rund 80 Sänger das Publikum in der Tasche. Anklang fand aber auch das Lied «Ich war noch niemals in New York», das der Männerchor sang.

Die «Head Wood Singers» (oben) sowie die Frauenchöre aus Dietlikon und Ried-Gibswil mit dem Männerchor auf der Bühne.
Die «Head Wood Singers» (oben) sowie die Frauenchöre aus Dietlikon und Ried-Gibswil mit dem Männerchor auf der Bühne.

Auf regelrechte Begeisterung stiessen die «Head Wood Singers», ein Quartett aus dem Zürcher oberländischen Weiler Chopfholz. Diese Herren leisteten vollen Körpereinsatz, und «gackerten» für «Ich wollt ich wär’ ein Huhn» über die Bühne. Einen würdigen Schlusspunkt bildete «An der schönen blauen Donau» von Johann Strauss, das langen Applaus erntete. Der mit 350 Stühlen ausgestattete Doktorhaussaal war fast bis auf den letzten Platz besetzt. Das Publikum wird dem Männerchor also nicht so rasch ausgehen.

 

Einige Höhepunkte in der Vereinsgeschichte

Der Männerchor Rieden wurde 1863 vom Gemeindepräsidenten und Bezirksrichter Jean Schmid gegründet. Damals zahlte die Gemeinde 100 Franken an die erste Vereinsfahne, im Chor sangen bereits mehr als 20 Männer. Geprobt wurde am Sonntagnachmittag im Schulhaus Rieden, weil sechs Tage gearbeitet wurde und es keine künstliche Beleuchtung gab. Um die Jahrhundertwende durften Frauen mitsingen, ein gemischter Chor entstand. Weil aber der Probebesuch insbesondere «bei den weiblichen Mitgliedern» immer weniger wurde, blieben die Männer nach zwei Jahren, ab 1904, wieder unter sich.

 

Nach dem ersten Weltkrieg bezog der Männerchor ein neues Probelokal, seit 1923 wird im Schulhaus Alpenstrasse geübt. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise um 1930 wurde der Mitgliederbeitrag reduziert, arbeitslose Sänger brauchten gar nichts zu bezahlen, passive Mitglieder fünf statt sieben Franken.

 

Aufwärts ging es mit dem Verein vor allem Mitte der 60er-Jahre, als mit 68 Sängern der höchste Mitgliederbestand gezählt wurde. Einen Freund hat der Männerchor Anfangs 80er im damaligen Dirigenten Walter «Walo» Senn gefunden. Dieser blieb den Sängern rund 20 Jahre treu, bis er von Cornelius Bader abgelöst wurde. «Schubertli», wie ihn die Sänger liebevoll nennen, hielt den Stab zehn Jahre in der Hand. Seit rund zwei Jahren leitet die erste Frau in der Vereinsgeschichte, Yvonne Morgenthaler, den Chor.

Während all der Jahre wurden unzählige Konzerte, Familienabende sowie gemeinsame Ausflüge und Reisen organisiert. Der Verein setzt sich auch für das Gemeinwohl in Wallisellen ein. So wird beispielsweise seit 1972 Altpapier gesammelt. Das Jubiläumsjahr begeht der Männerchor mit verschiedenen Feierlichkeiten. Unter anderem ist eine Reise ins Elsass geplant und es wird eine Ausstellung im Ortsmuseum Wallisellen organisiert. Für die breite Bevölkerung findet am Sonntag, 25. August 2013, ein Anlass statt. Zum Jubiläum hat der Verein eine Chronik gestaltet. Für den Text und die Gestaltung zeichnet sich Alfons Hinder verantwortlich. Das Werk wird voraussichtlich ab dem 14. April erhältlich sein. Der Männerchor probt jeweils am Freitag um 20 Uhr im Singsaal des Schulhauses Alpenstrasse in Wallisellen. Auch junge Männer sind eingeladen, eine Probe zu besuchen.

 

Weitere Auskünfte erteilt Präsident Albert Brändle, E-Mail: abraendle@bluewin.ch oder Telefon 044 830 00 60.

 

 

 

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